Schenes, neiches Wean
Das Wienerlied – neu interpretiert von KK-Strings
Rückwärtsgewandt, gemütlich und sentimental sind die Eigenschaften, die man dem traditionellen Wienerlied zuschreibt.
Genau das Gegenteil, nämlich: der Gegenwart zugewandt, in ihrer Schärfe oft durchaus ungemütlich und hinreißend unsentimental sind Azzi Finders Lieder, die dem alten Wienerlied nur in Bezug auf seine verspielte, bildreiche und schwarzhumorige Wiener Sprachtradition nacheifern. Die Streichquartettformation ist Band und Schrammeln in einem. Die Musik, die sich in einem weiten Feld zwischen Balkanrhythmen und Bossanovaklängen bewegt, versprüht generös Jazz und Wiener Charme. Der klassische Sound des Klangkörpers steht im seltsamen Gegensatz zu den Aufgaben, die es in der schrägen Melange dieses Programms zu erfüllen hat.
Die Liedthemen reichen von Globalisierung, Migration, Veganismus, Algorithmendiktatur oder Korruption bis zu Allgemeinmenschlichem wie Liebe und Tod.
Rolo Bentz stellt dem Programm seine virtuosen Jazzsoli ebenso generös zur Verfügung wie der Bratschist Flo Krisper die unvermeidliche Wiener Gesangsterz. Jakob Krisper ist Cellist , Bassist und Kontragitarrist in einem und Azzi Finder geigt, singt und druckt G‘schichtln als postmoderner Wiener Dialektphilosoph.
Im Wienerliedgenre kommt – dem Herrgott sei Dank – endlich eine neue Generation zum Zug.
Und die verwandelt überlebtes Traditionshandwerk langsam wieder in zeitgenössische Kunst.
Karten: eventjet